Mittwoch, 30. Oktober 2013

beschweren sie sich, beschweren sie mich

heute fühl ich mich wie ein wildpferd. skeptisch, unbeugsam und freiheitsliebend. gleichzeitig frage ich mich, ob man mich jemals jemand einfangen wird - für immer. bin ich einfängerin oder gefangene?
im moment glaube ich ja nicht daran. wenn es heikel wird, treten alte taktiken auf den plan: bevor's zur selbstkonfrontation kommt: weglaufen. in meinen beziehungen stumpfe ich mich gerne ab, betrüge, wenn's mal schwierig wird.

es fühlt sich so an, als hätte ich gerade keinen grund für meine schlechte laune. studium? mit auszeichnung abgeschlossen! diplom? in der tasche! ich erwarte von mir frischen wind, der nicht einkehrt.  dabei hab ich die türen dafür "einfach" noch nicht aufgemacht. die fenster geschlossen. die stinkige luft zirkuliert, und ich bin bäh-ig wie das gesamte letzte jahr zuvor. 

damit halte ich mich aber selbst kaum mehr aus. und weil das diplom dafür die beste ausrede war, musste ich mich auch nicht mit anderen fragen beschäftigen: dem danach. wohin, wie, welcher job, bewerbungen. jetzt ist es da, das danach: und ich möchte nur wegrennen.

das äußert sich in form von dieser art gedanken, wie ich sie in meinen bisherigen beziehungen immer "im griff hatte": mir gehts nicht gut, darüber will ich aber nicht nachdenken, also bumse ich lieber irgendwen bedeutungslosen, der ja doch bedeutung hat, um abzustumpfen.
mit peanut lief das bisher erfrischend anders. bis zu diesen gedanken kam's nicht, mein verstand war zu klar dafür und mein herz zu weit drin. an letzterem hat isch nichts geändert glücklicherweise. aber seit nächten träume ich nun von exbeziehungen aller art und arbeite sie im kopf nochmal durch: was verlasse ich, wenn ich die heimat verlasse? was lasse ich zurück an gescheiterten geschichten?

wen und was verlasse ich, wenn ich gehe?
die frage ist mir auf die stirn tättowiert und gleichzeitig versuche ich sie vor mir selbst mit einer mütze zu verstecken. ich spreche meinen freundInnen gegenüber kurz sätze aus wie "ich hab eine riesenangst" und rufe danach entzürnt "aber darüber will ich nicht reden!!!". ein paradoxon auf zwei beinen: umarm mich, aber berühr mich nicht.
es fühlt sich ja sogar wie ein aussortieren an. ein ehrliches hinterfragen meiner beziehungen hier: wer gibt hier wem was?


ich hinterfrage freundschaftliche beziehungen (tatsächlich treffe ich menschen("freund"?) seit einem jahr lustlos und mit "schnell erledigen"-einstellung), familiäre (wen lade ich zu meiner sponsion ein?!), liebesbeziehungen. letztens habe ich mich beim laufen eine ganze stunde damit beschäftigt, was mit ex xy eigentlich schief gelaufen ist, so dass ich am ende des laufs kurz davor war, ihm zu mailen, um das zu klären. überhaupt stehen klärungen auf der tagesordnung, ewig aufgeschobene mails mit freunden stehen auf CHECKlisten.
there's gotta be something wrong with THAT!


umbruchsphase, aufbruchsphase, brechphase. schnitt.

Montag, 30. September 2013

was alles so passiert....

kinder, kinder, wie die zeit vergeht. die wahrheit ist: es war mir sehr wohl klar, wieviel zeit vergangen ist, und erst recht, wie viel davon ohne einen blogeintrag vergangen ist. scheinbar hat das alles so sein müssen, kosmisches gleichgewicht und so zeugs, ihr wisst bescheid, seid ja klüge köpfe ;)

mir geht es richtig gut. meine diplomarbeit ist fertig, gebunden, und abgegeben. und das inzwischen schon fast zwei monate! es sind schöne 150 seiten voller blut und schweiß gebunden in schönen leinen, und ich bin froh, dass es vorbei ist und ein neues kapitel beginnen kann. zeit wird's. 

ich war sicher noch nie ein so schwieriger mensch, wie ich es das letzte jahr war. mein ganzes studium ging praktisch ohne selbstzweifel zum thema kompetenz vonstatten, und dann "das". plötzlich war alles schwierig, alles war blockiert, alles hatte riesige bedeutung. während ich für meine betreuerin nur eine von hunderten war, die sie in ihrer zeit als prof betreut hat, war für mich jede email an sie ein kampf mit mir selbst.
meine betreuerin hat mir nie das gegeben, was ich gesucht habe: ich wollte sie lieb, mich "führend", mir "wird schon" sagend. stattdessen war sie konkret, sagte: das passt, das nicht, schöne sprache, guter stil, auf wiedersehen.
und obwohl ich das alles wusste, konnte ich es nie akzeptieren und habe immer wieder versucht, sie auf eine andere ebene zu bringen -bei anderen hatte sie die nämlich. die wahrheit: wir zwei waren eben nicht für einen kuschelkurs gemacht, so ist es eben.

als feststand, dass peanut und ich auf abenteuerurlaub nach mittelamerika wollen, und klar wurde, dass das nur zwischen peanuts master-verteidigung und beginn ihres doktorats möglich ist, hatte ich ..endlich? eine deadline.
ich hatte zunächst noch gehofft, auch noch die diplomprüfung vor dem urlaub reinzuquetschen, meine professorin macht im sommer aber gerne .. tada..urlaub! und verweigerte mir das. letztlich hab ich diese zeit noch gebraucht, 5 tage vor abflug konnte ich meine arbeit schließlich einreichen.


die anschließenden fünf wochen verbrachte ich mit meiner schönsten in nicaragua und costa rica. es war ein urlaub mit ganz viel wandern, klettern, tieren, wasserfällen, gewässern, noch mehr tieren und ein bisschen (ein wirklich sehr kleines bisschen) meer - so weit weg von unser beider leben und sorgen. und das war sehr, sehr gut so.

ich bin zurück und lese, sehr entspannt, die bücher für meine diplomprüfung (gesamt sind's zehn). die angst ist glücklicherweise noch weit weg, kommt wohl erst eine woche vor der prüfung (am 15. ist es so weit). bis dahin heißt es wissen in mich quetschen und mir an einem ganz gewöhnlichen dienstag meinen titel erreden, erkämpfen.

und dann ist das kapitel studium abgeschlossen....


es warten neue kapitel auf mich, vorraussichtlich in franken ;-)

Mittwoch, 5. Juni 2013

"i press trigger, i don't press people button"

Iiiiiieh, ich hab zwei wirklich hässliche letzte Tage hinter mir. Und dabei ist eigentlich garnichts passiert (was genau ein bisschen dem Problem entspricht, aber auch nicht richtig). Man könnte meinen, es geht um meinen Frust weil ich jetzt schon ein paar Tage kaum was für meine Diplomarbeit getan hab (es aber davor eigentlich wirklich recht gut lief) - aber so richtig ist es das nicht. Es ist mehr ein Mix aus Bäh und Wäh und garnix passt. ;)

Ich hoffe mal, dass es nur eine kurze Phase ist und schnell vorbei geht. Denn tatsächlich bin ich eigentlich in Damn-it-ich-schreib-das-Ding-jetzt-einfach-Phase und habe auch vor, diesen Sommer fertig zu sein. Im Gegensatz zu alten Plänen scheint dies diesmal auch realisierbar zu sein ^^. Entstanden ist das glaube ich erst wirklich durch einen leichten mental breakdown und ganz viel Streit und Schreierei. Ich habe mich wenig unterstützt gefühlt: bzw. wenig an mich "geglaubt" gefühlt. Ich habe auch jetzt nicht das Gefühl, dass mir das auch nur EINE/R tatsächlich sagt, aber vielleicht kann ich das auch nicht verlangen (oder aber niemand glaubt an mich, haha). Ich musste erst einmal ordentlich zusammenbrechen bis ich feststellte, dass es auf die Art nicht geht und ich die Dinge mit etwas mehr "Wurschtigkeit" angehen muss. "Probiers mal mit mehr Wurschtigkeit" entwickelte sich zu meinem Motto und hat mich (emotional) weitergebracht, und dann kamen auch mehr Seiten und Worte zusammen. Eindeutige Motivation stellt Peanut dar, sie spät. Ende Juli ihren Abschluss haben und beginnt dann im Oktober ihren Doktor - in Deutschland. Das heißt für mich bzw. uns übrigens auch das, wonach es klingt: ich ziehe wohl um! Irgendwie schaffe ich es immer noch nicht, das "wohl" wegzulassen, aber das ist wohl eine mentale Sache.

Dass ich nach meinem Studienabschluss umziehen würde, war ohnehin eigentlich klar - dass es jetzt gleich ein anderer Staat wird und ich damit 8h von zuhause wegziehe... das weniger. Aber noch ist alles reine Theorie und soll unsere Beziehung nicht mehr stressen als nötig (es ist ohnehin nicht auszublenden). Das sind so Gedanken die richtig anstrengend sind - bei jeder schlechten Stimmung oder komischen Situationen wandert der Gedanke wieder in den Kopf: "Aber du gehst wegen ihr hierher..!" So, als würde mich ein Zeigefinger daran erinnern, dass mir das ja klar sein müsse. Ich versuche das, wie gesagt, weitestgehend auszublenden, weil ich nicht glaube, dass das Zweifel sind (so fühle ich mich nicht), mehr wohl natürliche Sorgen. Und die nützen mir nix - dafür ist es, selbst wenn ich sie "ernst" nehme, viel zu früh. Step by step.  Erstmal der Abschluss. Dann reisen, danach dürfen Umzugsgedanken und Jobsorgen kommen ("Wer will mich???").


Ich habe mich hierin wirklich wiedergefunden und empfehle es allen, die auch schon mal durch Ähnliches wie eine Abschlussarbeit gegangen sind ;) Ich fühl mich schon ein wenig wie ein "literarischer Borkenkäfer" (so beschrieb ein Freund den "Bücherwurm" beim tabu-Spielen), bin nur froh, dass ich meine Durchschnittsliteratur auch noch lese, sonst würde ich Bücher wohl grundsätzlich schon hassen.


Ansonsten vermute ich hinter meinem Schweigen wohl Beziehungszufriedenheit (Peanut liefert wenig Grund zur Beschwerde, ein gutes Modell) und ein bisschen war auch die Luft raus.
Im letzten Jahr hab ich etwa 10kg abgenommen; das sehr unbeabsichtigt und das steigert meine Freude darüber nur noch. Der Sport ist etwas intensiver in mein Leben gerückt, mit einer professionell spielenden Basketballerin zur Freundin und zuviel Freizeit musste das wohl passieren ^^ Ich trainiere auch viel in der Kraftkammer (ne Art Fitnesscenter) - und ich krieg ziemliche Oberarme (falls es irgendwen da draußen interessiert!)




"I'm a bad woman to keep
Make me mad, I'm not here to please
Paint me in a corner but my colour comes back
Once you go black, you never go back"
(Gin Wigmore, Black Sheep)

Mittwoch, 13. März 2013

Manchmal suchen wir so lange den Schlüssel zum Glück, bis wir entdecken, dass er steckt.

Donnerstag, 7. März 2013

Was ES macht

ES verändert so viel, dass ES mir richtig Angst macht.

ES verändert in Sekundenschnelle meine Stimmung, baut Druck auf und .. lässt ihn eigentlich gar nicht mehr ab. Baut ihn nur stetig auf.
ES ändert mein Denken, mein Leben. Es kontrolliert mein Leben regelrecht. Alles dreht sich um ES.

Es lässt mich auf alle schimpfen, die mir "gute" Ratschläge geben wollen, auf alle, die es schon hinter sich haben, es lässt mich neiden, auf alle, die besser, schneller, weiter sind als ich.

Es holt in mir die niederträchtigsten Gefühle raus: Neid, Konkurrenzdenken. Es fordert mein Schweigen über Erfolglosigkeit. Wer will das schon hören, wenn scheinbar alles nur ein Wettlauf ist?
Wem erzählt man noch gerne von Problemen, wenn sich andere auch nur daran reiben, freuen, vergleichen?


Es löst Streit aus, immer und immer wieder. Und es/ES wird nicht besser.

Nicht einmal, wenn sich tatsächlich was tut.



Übrigens: Wie man es auch angeht, falsch ist's ohnehin.

Bäääääääh.



Es ist, was es ist, sagt die Liebe
was es ist? fragt der Verstand.

Mittwoch, 30. Januar 2013

Minenfeld

Manchmal kommt einem die Welt offen und weit vor, ungefährlich und absolut jeder Ort scheint einladend, spannend und neu.

Und manchmal erlebt man die absolut gleiche Welt wie einen gefährlichen Platz der Vergangenheit, in der jeder Tritt einen Tritt auf eine alte Mine bedeuten könnte und man vorsichtig durchs Leben tappst, immer mit der Angst im Hinterkopf, auf all das zu stoßen, auf das man nicht stoßen möchte. Und doch entscheidet man sich für Wahrnehmung #2 und tappst, statt einfach mit mutigen und glücklichen Schritten zu gehen, zu wandern, zu entdecken.


Allein mein Tappsen verrät, dass ich zwar auf der Hut vor, und doch grundsätzlich auf der Suche nach Minen bin.


Was ist das bloß für ein masochistisches Gedankengut in mir?

Dienstag, 29. Januar 2013

Alltag.

Ich hab Angst, dass ich zu lange mit dem Schreiben gewartet habe und das Gefühl jetzt deshalb "weg" ist, oder nicht mehr so greifbar: Aber ich versuch es mal.


Letzte Woche bin ich zu Peanut gefahren; ich hatte das Glück eine Mitfahrgelegenheit zu finden, die bei mir zuhause startete (schon recht selten) und mich bei meiner Süßen rauslassen würde. Ein Italiener, der in Deutschland lebt und eine Fernbeziehung mit einer Österreicherin hat (das waren dann schon mal genug Gemeinsamkeiten), war der Fahrer.

Es gibt die Art Menschen, auf die man trifft und sofort weiß, dass man alles, was man denkt, auch direkt sagen kann - so einer war der Italiener (nennen wir ihn mal um ihn nicht gleich zu überstereoypisieren David) auch. David war nett. Freundlich, sympathisch. Ende 40, schien mir offen, erfolgreich im Beruf, geschieden, aber glücklich verliebt. Im Grunde genommen war er die perfekte Mitfahrgelegenheit.

Aber schon, als er die Frage stellte ("Was zieht dich hin nach Ort X?"), wollte sich mein Wohlfühlgefühl einfach nicht einstellen. Es kam nicht. Ich hörte auf mich (und die Unsicherheit), war aber auch ehrlich, selbst, wenn das Stress bedeuten konnte: und sagte: ich bin in eine Frau verliebt, zu der fahre ich.

"Aha", sagt er, "na, so kompliziert wie bei mir". Ich sage "ja" und wir sinnieren über Fernbeziehungen. Und trotz seiner coolen Reaktion - das Gefühl der Sicherheit kommt nicht. Bin mir auch nicht hundertprozentig sicher, dass er mich richtig verstanden hat. Wir machen uns aus, am Ende der Fahrt Nummern auszutauschen um uns für weitere Mitfahrgelegenheiten zu verabreden. Und irgendwann lädt er mich zum Essen bei sich & seiner Freundin ein, mich - und meinen Freund.

Das ganze Gespräch über habe ich "sie" gesagt. Peanuts Name mag vielleicht auch einem Typen gehören, aber so oft fiel er nicht.  Da waren viele "sie"'s, die man überhören musste. Und David, wenn auch kein C2-Deutschsprecher, kannte den Unterschied durchaus gut.

Er hat es überhört, oder er wollte es überhören. Diese zwei Optionen gibt es.

Am Ende der Fahrt holt mich Peanut am Treffpunkt ab, nimmt meinen Kopf in ihre Hände und will mich küssen. Und ich wehre ab, sage "warte noch ein bisschen", und küsse sie erst richtig, als David um die Ecke gebogen ist. David gibt mir meine Reisetasche, wir geben uns die Hand, und zackbumm weg ist er. Kein Nummerntausch, und keine großen Abschiedsworte. Grundsätzlich hätte das gepasst. Zu den knapp sechs Stunden Fahrt zuvor passte es aber nicht.



Es hat einige Tage und ein paar Gespräche gedauert, bis ich nun glaube verstanden zu haben, was da eigentlich los war.
Zunächst war da meinerseits große Enttäuschung über mich. Ich verstelle mich nicht und verleugne nicht, wen und dass ich liebe. Das hab ich hier zwar auch nicht, aber ausgebessert habe ich ihn nicht. Und als ich die Irritation und Überraschung in seinem Gesicht sehen konnte, dass Peanut eine Frau ist, konnte ich sie ihm nicht mit Selbstverständlichkeit (und Stolz, so wie es sonst meine Art ist) vorstellen. Nein, ich habe versteckt. Versucht, nichts Offensichtliches zu tun. Keine offensichtliche Lesbe zu sein.

Das hat mich gewurmt - sehr. Weil es hier auch nicht um David oder die "praktische" MFG ging. Es ging nicht um "es sich nicht verderben wollen". Würde ich es mir mit ihm verderben, weil ich Frauen küsse, dann WOLLTE ich es mir mit ihm verderben.

Nein, das hat ganz und gar nicht zu mir gepasst. Und ich war irritiert von mir selber. Zumal ich mich sonst wirklich für den "ich bin ich, wenns dir nicht passt, geh"-Typus halte.

Ich fühlte mich dann, als ich es meinen Freunden erzählt habe, bald unverstanden. Irgendwie kam ich nicht auf den Punkt, auf den ich gerne hinauswollte. Klar, es wird immer wieder Blicke geben, und Davids Verhalten war in jedem Maße korrekt, nicht unpassend, nicht gemein. Von Diskriminierung? Eigentlich keine Spur. Und Blicke? Sollte ich doch gewohnt sein, nicht wahr?


_______________________________



In einer meiner Lieblingsserien Queer as Folk gibt es eine Szene, die mir später, als ich es meinen Freunden beschreiben wollte, eingefallen ist:
Lindsay, eine lesbische Blondine aus der Oberschicht, beschwert sich über die Diskriminierung, die sie und ihre Partnerin erfahren müssen, wenn es um ihr gemeinsames Kind geht (ich glaube zumindest, darum ging es.. man darf mich gerne ausbessern). Mel, ihre kurzhaarige, resche Partnerin (ich überspitze) hört ihr zu und erzählt ihr dann die Geschichte aus ihrer Kindheit:

Mel ist jüdisch. Als Kind hat sie jedoch keinen Bezug dazu. Was macht Juden (und Nichtjuden) denn schon aus? Sie wächst also mit dem Grundsatz "alle sind gleich" auf. Bis der Erste kommte, mit dem Finger auf die zeigt, und sie Jüdin nennt.

Da weiß Mel plötzlich, was eine Jüdin ist. Und auch, was es bedeutet, eine zu sein.
Und wenn man vergisst, wer man ist, erzählt sie,
wird immer jemand kommen, und einen erinnern.





Es ist absolut nicht das erste Mal, dass ich daran erinnert wurde, auf Frauen zu stehen. Und schließlich ist mir absolut bewusst, eine Frau zu lieben und mit genau dieser glüklich zu sein. Aber offenbar hatte ich ES wirklich fast vergessen,



bis ich daran erinnert wurde. 
Dass es immer noch Menschen gibt, für die das nicht normal ist (und sei es nur deshalb, weil es nicht kennen), bumm. Trifft mich nach wie vor. Bumm. Wie ein Pfeil. Bumm. Pfeil drin. Bumm.

Dienstag, 8. Januar 2013

Fülle deine Tage mit Leben (und Urlaub), nicht umgekehrt.


Eine Sache an Fernbeziehungen, die mir jetzt deutlich auffällt:
Man hangelt sich von Ast zu Ast. Jedes neue Treffen und erneute Sehen setzt sogleich einen Countdown in Bewegung. Man freut sich - und man zählt.  Ich weiß noch, dass ich meiner Studienzeit in einer anderen Stadt immer die Tage gezählt hab, bis ich wieder heim fahren konnte oder bis meine Freundin zu mir kommen konnte. Was blieb von der Woche übrig? Ein Warten aufs Wochenende. Man lebte "mehr" zu zweit, machte mehr, Schönes will schließlich zu zweit erlebt werden und unter der Woche blieben also nur die unbeliebten Muss-Dinge übrig. Keine große Überraschung, dass die Montage bis Donnerstage weniger schön waren.

Bei einer Fernbeziehung mit vielen Kilometern dazwischen reichen Wochenenden nicht - das bedeutet seltener, aber dafür meist für längere Zeit sehen. Jedes Mal, wenn man sich von dem Menschen, den man mag, dann wieder verabschieden muss, fällt man kurzerhand in ein größeres oder kleineres Loch. Das braucht ein bisschen, bis man wieder daran gewöhnt ist, dass die/der Geliebte nicht da ist.


Irgendwo verlieren sich hier Normen. Sich sehen ist also so eine Art "Ausnahme", geschieht also auch viel bewusster. Die Gefahr besteht darin, nur mehr von Ausnahme zu Ausnahme zu leben und auf das Zwischendrin zu vergessen: Das ist nämlich genauso LEBEN! Ich erwische mich dabei, nur mehr in diesen beiden Kategorien zu denken: mit-Peanut oder ohne-Peanut. Beides ist Norm - darauf will ich hinaus. Oder auch: da will ich hin! Ich versuche meist, so viel wie möglich im ohne-Peanut-Modus "hinzukriegen", um dann freier für die Zeit mit Peanut zu sein. Das funktioniert, fällt aber eher unter die Kategorie "Bevor ich in Urlaub fahre, muss ich noch..."


Da ist einerseits der pure Genuss dieses Gefühls, dass meine Beziehung für mich URLAUB darstellt. Andererseits hat man fast zu sehr Urlaub vom ohne-Peanut-Leben, dem "anderen" Leben. Das ist irgenwdie nicht richtig und verstimmt mich. Es müsste möglich sein, beides zu leben. Peanut (wenn auch nicht physisch) in mein Leben hier zu holen und gleichzeitig mein Leben zu Peanut mitzubringen. (Und damit meine ich nicht: Ich bringe meine Arbeit mit zu Penaut. Das mache ich schon. Mit mäßigem Erfolg.)


wir warten auf das wochenende
und auf den schulferienbeginn
wir warten auf's millionenerbe
und einen lottogewinn
wir warten auf die freie liebe
und lilo wanders mal als mann
wir warten auf den schlaganfall
wir warten auf den tod ein leben lang
und wir warten wie die psychopathen
und wir warten in harten, harten, harten zeiten
warten nur
bereiten uns auf's warten vor

wir warten auf die müllabfuhr
und manchmal auf die feuerwehr
wir warten auf die busse und züge
und den ganzen personennahverkehr
wir warten auf's 1-liter auto
und umweltfreundliche energie
wir warten auf die worte vom pastor
auf castor transporte warten wir nie
wir warten auf erleuchtung
und die wiederauferstehung von gottes sohn
wir warten auf elvis rückkehr
auf ein comeback von joey ramone
wir warten auf ein gutes hollywood drehbuch
und einen oscar für lafontaine
wir warten auf gerechtigkeit
und auf den 20. refrain

wir warten auf den weltfrieden
und die atomare abrüstung
wir warten auf ein kleines lob vom partner
oder den perfekten seitensprung
wir warten auf die marskolonialisierung
oder darauf das beamen möglich ist
wir warten auf so vieles
dass man das warten fast vergisst 
(wohlstandskinder - apathisch warten. wow, was hab ich diesen song vor zehn Jahren (sic!) geliebt!)